"Jugend ohne Gott"
von Ödön von Horváth in moderner Bearbeitung der Mitwirkenden des Musiktheaterprojekts des Julius-Motteler-Gymnasiums Crimmitschau, gefördert vom Kulturraum Vogtland-Zwickau
„Die Gesellschaft hat ihren Mustermenschen gefunden und du kannst dich nur dafür entscheiden, einer zu sein oder zu einem gemacht zu werden.“
In dem 1937 erschienen Stück zeigt Ödön von Horváth die Gedankenlosigkeit und das gleichgültige Verhalten, aber auch die Feigheit und das Wegschauen im Dritten Reich. Die Vorgaben der Gesellschaft unterdrücken alle individuellen Charakterzüge, wodurch die Protagonisten schließlich in einen Mord verwickelt werden.
{imageshow sl=133 sc=110 /} (Fotos M. Gafron)
Programm zum Nachlesen
„Sehe ich etwa makelhaft aus?
Die Kritik einer solch totalitären Gesellschaft ist bedeutsamer denn je. Nachdem das Stück 2021 nicht aufgeführt werden konnte, widmeten sich die Mitwirkenden ein weiteres Jahr der Aktualisierung des Stoffes. Das Motto „Perfektionismus und Selbstdarstellung!“ zwingt die Akteure, sich sowohl in der digitalen, als auch in der wirklichen Welt stets fehlerfrei und vollkommen zu präsentieren. Ein Highlight dabei waren auch die selbstentworfenen Choreos, auf welche die Tänzerinnen Lilli Goldfuß, Jolina Fritzsche und Stella Beil stolz zurückblicken.
„Und wenn euch das Video gefallen hat, dann hinterlasst mir doch ein Herzchen und abonniert meinen Kanal! Tschüssi!! <3“
Die Darstellenden brillierten auf der Bühne; sogen ihr Publikum ein in den Strudel aktueller Probleme wie Leistungsdruck, Mobbing, skurrile Sexualität, Identitätsverlust – und ernteten dafür tosenden Applaus!
„Jo Leute! Voll schade, dass der N gestorben ist. Ich habe aber auch eine gute Nachricht: mit dem Code ‚Gbrutzelt10‘ bekommt ihr nur heute 10 Prozent auf Grillzubehör!“
Immer wieder durchbrachen selbst produzierte Leinwandaufnahmen von Instagram und Co. die Vorführung. Hier möchten wir vor allem Tim Davideit danken, welcher maßgeblich an Flyer und zusammen mit der ehemaligen Mitwirkenden Lena Bär an Bild- und Filmproduktion beteiligt war.
„Jeder will perfekt sein“
Am Ende der Aufführung warf die Solistin Arwen Jansche jene Frage auf, welche das Socialmedia- geprägte Stück bei den Mitwirkenden hinterlassen hatte: „Sind wir denn nie schön genug?“
Man möge sich eine Welt vorstellen, in der alles davon abhängt, wie jeder sich nach außen gibt und die Anzahl der Likes entscheidet, wer man ist.
Eine dystopische Zukunftsperspektive, die zum Nachdenken anregt.
Gesamtleitung des Projekts: Vanessa Amalia Lederer und Niel Yorck